Hexenhaus im Fluß
Kunstraum: Frankfurts neuer „Portikus" eröffnet
Der international renommierte Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst „Portikus" steht jetzt auf der Maininsel an der „Alten Brücke" in Frankfurt. Als Teil der Städelschule wurde der Kunstraum am 5. Mai 2006 eröffnet. Spitz wie ein Hexenhäuschen steht der neue Portikus mitten im Fluß. Ein Steg führt von der alten Brücke zum Eingang in vier Metern Höhe, da die Maininsel, auf der das Schatzkistchen errichtet wurde, aus Naturschutzgründen nicht betreten werden darf.
Der bordeauxrote Neubau der städtischen Galerie für zeitgenössische kunst war nötig geworden, weil am ursprünglichen Ort die alten Verhältnisse wieder hergestellt wurden. Denn hinter dem „echten" Portikus der ansonsten kriegszerstörten Stadtbibliothek, in der sich von 1987 bis 2003 der Ausstellungsraum befand, ist das historische Gebäude rekonstruiert und vom Literaturhaus bezogen worden.
Die architektonische Form des Portikus orientiert sich an der Geschichte des Ortes und geht typologisch auf die mittelalterlichen Häuser Frankfurts zurück. Hierzu das mit der Erstellung beauftragte Architekturbüro von Professor Christoph Mäckler, Claudia Gruchow und Thomas Mayer: „Es ist ein einfaches Haus, das der Schlichtheit des Ausstellungsraums im Inneren entspricht. Das reduzierte Haus besteht im Prinzip nur aus dem klaren, wohlproportionierten Ausstellungsraum mit Galerieumlauf."
Für den Entwurf der Projektleitung war Mischa Bosch zuständig, für die Ausführung waren es Birgit Roth und Christian Hübener. Bauherr ist die Stiftung Giersch. Senator Carlo Giersch stellte mit der gemeinnützigen Stiftung die finanziellen Mittel für die Realisierung des Projektes zur Verfügung. Er wurde von einer Vielzahl namhafter Sponsoren unterstützt, unter anderen auch vom führenden deutschen Baufarbenhersteller Caparol, dessen Werkstoffe bei der hoch qualitativen Beschichtung von Außen- und Innenflächen eingesetzt wurden.
Der insgesamt 29 Meter hohe Portikus ist 17 Meter lang und neun Meter breit. Der Ausstellungsraum besitzt eine Höhe von 8,5 Metern und bietet eine Nutzfläche von 120 Quadratmetern. Auf der ihm zugeordneten Empore befindet sich eine Galerie für interne Zwecke. Unter dem Ausstellungsraum íst der Verwaltungsbereich auf 160 Quadratmetern Fläche angeordnet. Zum Hochwasserkonzept gehört es, dass der Main gegebenenfalls unter diesem Verwaltungsgeschoss durchfließen kann, ohne den Neubau wesentlich zu beeinträchtigen.
„Im Spitzdach des Bauwerks gibt es ein großes Oberlicht, mit dem versucht wird, das Nordlicht einzufangen", sagt Birgit Roth: „Das Licht kann durch eine Glasdecke weitergeleitet werden. Zusätzlich steht eine Ersatzbeleuchtung im Dach zur Verfügung. Die Außentreppe führt zur Galerie. Durch eine sechs Meter, beziehungsweise drei Meter hohe und 2,40 Meter breite Wandöffnung lassen sich auch größere Kunstwerke in den Ausstellungsraum befördern.
Sämtliche Putz- und Anstricharbeiten wurden von den Mensinger Malerwerkstätten (August-Schanz-Straße 80, 60433 Frankfurt/Main) ausgeführt. „Der Kalk-Zement-Oberputz ist in Form eines rauh strukturierten Kammputzes gehalten. Er erhielt zunächst eine schlämmende Beschichtung mit Silikonharzfarbe (Amphisilan Compact), die mit Bürsten appliziert wurde. Es folgte ein zweimaliges Auftragen von Silikonharz-Fassadenfarbe im nebelfreien Spritzverfahren. Der Farbton stammt mit Magma 65 aus der 3D-Kollektion von Caparol und zeigt ein gedämpftes Pompejanisch-Rot", berichtet Caparol-Fachmann Horst Liedtke. Insgesamt wurden 1000 Quadratmeter Fassadenfläche beschichtet.
Der Werkstoff Amphisilan ist eine kapillarhydrophobe, mineralmatte Fassadenfarbe, die sich für Aufgaben im Denkmalschutzbereich besonders gut eignet. Er wurde nicht nur deswegen eingesetzt, weil er wasserverdünnbar, umweltschonend und geruchsarm ist, sondern darüber hinaus, weil er hoch wasserabweisend und spannungsarm ist. Außerdem ist er verschmutzungsresistent (hält Fassaden lange sauber), nicht filmbildend, mikroporös, gewährleistet hohen Schutz gegen Regen bei gleichzeitiger niedriger Wasserdurchlässigkeit, ist hoch diffusionsfähig, Kohlendioxid-durchlässig und beständig gegen aggressive Luftschadstoffe, wie sie in den Citys von Großstädten wie Frankfurt eher vermehrt vorkommen.
Das Nespri-TEC Verfahren ist ein neuartiges Spritzverfahren, bei dem der störende Spritznebel vermieden wird. Dadurch ist erstmals eine Spritzverarbeitung auch an Fassaden und hochsensiblen Innenräumen möglich. Schnelle Bearbeitung der Flächen, geringere Gerüststandzeiten, gleichmäßigere Farbtöne, hohe Qualität der Ausführung und deutlich saubere Baustellen zeichnen dieses System aus. Dieses wurde u.a. durch die Verleihung des Bundespreises 2005 für hervorragende innovatorische Leistungen für das deutsche Handwerk bestätigt.
Auch im Innenbereich kam das rationelle Auftragsverfahren in nebelfreier Spritztechnik zum Einsatz. Zweimal wurde dabei die tuchmatte Spezialfarbe Nesprifixx aufgetragen, die einen neutralen Hintergrund für „Kunststücke" bildet und selbst bei Streiflichteinfall keine Eigenstrukturen erkennen lässt. Die Bodenflächen im Verwaltungsbereich erhielten eine hoch strapazierfähige Beschichtung mit transparentem zweikomponentigen Epoxidflüssigharz zur Versiegelung und einem pigmentierten Epoxidflüssigharz auf gleicher Werkstoffbasis (Disboxid 462 und Disboxid 464). Der Portikus ist dienstags bis sonntags jeweils von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. www.portikus.de